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Gerd B. Achenbach: Lichtenbergs sonderliche Gedanken über Gott und die Welt

Freitag-Vortrag vom 28. September 2018
CD Nr. 545
Wie Georg Christoph Lichtenberg aufs Programm geraten ist? Sehr einfach:
Er stand da noch nie. Und ich kann’s kaum fassen, denn Lichtenberg ist
fast seit jeher einer meiner Lieblingsautoren ...

Und dann passierte dies: Ich zitierte in der Einladung zur Herbst-Akademie,
wo wir uns in Loccum dem Undercover-Philosophen Wilhelm Busch widmen
werden, das Urteil von Albert Einstein, wonach es „außer vielleicht Lichtenberg
keinen Ebenbürtigen in deutscher Sprache [wie Wilhelm Busch] gegeben" habe -
und prompt schrieb eine Interessentin: Wieso weiß ich nichts (oder fast nichts)
von diesem Lichtenberg, der da von so prominenter Stelle gewürdigt wird?

Natürlich konnte ich Ihr diese Frage nicht beantworten. Aber eines kann ich
sehrwohl, nämlich in eigener Sache sagen: Dieser einzigartige Lichtenberg
- einzigartig, was sowohl sein Denken als auch sein Leben betrifft - ist seit langem
für mich ein Leitstern, ein Inbegriff „freien Geistes”, einer, der sich getraute,
selbst zu denken - was eben nicht heißt, Parolen, wie sie en masse ausgegeben werden,
nachzubellen.

Nein, Lichtenberg überfällt seine Leser vielmehr Schlag auf Schlag mit Einsichten,
auf die man nicht gefaßt war.
Er ist der Meister der Kürze. Beispiel: Im Blick auf Glaubensfragen heißt es bei ihm:

„Weder leugnen noch glauben.”

Übrigens ist Lichtenberg ein furioser Spötter. Hier ein Häppchen aus seinen „Sudelbüchern”,
um womöglich Appetit zu machen ...:

„Die Frage: soll man selbst philosophieren? muß dünkt mich so beantwortet
werden als eine ähnliche: soll man sich selbst rasieren? Wenn mich jemand fragte,
so würde ich antworten, wenn man es recht kann, es ist eine vortreffliche Sache.
Ich denke immer daß man das letztere selbst zu lernen suche, aber ja nicht
die ersten Versuche an der Kehle mache.”

Ich kenne manchen, der sich tatsächlich - bildlich gesprochen - um Kopf und Kragen
philosophiert.

Was unseren Abend anlangt, ist versprochen: Ich wähle Aphorismen aus,
die uns nachdenklich stimmen werden, was im Sinne Lichtenbergs sein dürfte.
 
 




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