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Dr. Gerd B. Achenbach: Ein geläuterter Marxist plädiert für Weisheit. Zur Einführung in die Philosophie Ernst Blochs
Freitag-Vortrag vom 5. April 2024
CD Nr. 647
CD Nr. 647
War das zu erwarten? Der Meisterdenker eines revisionierten Marxismus plädierte mit schönstem altphilosophischen Nachdruck für einen Begriff der Weisheit, von der zumal Kapitalisten und Geldmenschen nichts wissen wollen.
Hier ein paar Kostproben aus dem Aufsatz „Über den Begriff Weisheit”:
„Wird ein Kopf klug genannt, so meint das noch wenig. Das kann ein Lump sein [...]. Durchaus lassen sich kluge Betrüger finden, aber es hat noch nie einen weisen gegeben.”
Werde einer als weise bezeichnet, so gelte: „Eitles, Wendiges, gar zum Bösen Brauchbares hat dann keinen Platz, hier wird schlechthin vertraut. Ein Abstand, auch von sich selber, erscheint, fern geworden von ungeklärten Trieben, fliegenden Einfällen. Zum Dummkopf steht der Weise genau so wie der Kluge im Gegensatz, aber seine eigentlichen Gegenstücke sind der Narr und der Tor. Der Narr ist aufgeregt, in Läppisches vergafft und macht sich darum viel vergebliche Unruhe. Der Tor ist blind, an Sinnloses fixiert, schlägt sein Glück in den Wind und setzt beständig ein Vorurteil für das Urteil. Seit alters her hebt das Sprichwort der Völker den Weisen von beiden ab. Beide sind seine Folie, zeigen negativ: der homo sapiens in seiner positivsten Erscheinung ist weder eine Beute fahriger Triebe wie der Narr noch eitler Blindheit wie der Tor. Er steht über dem Nebel, so entsteht der gesättigte Eindruck von Ruhe und Licht.”
Aus dem Abschnitt „Tao und Einfachheit”:
„Unvergleichlich gibt Laotse der Weisheit jene kostbar-schlichte Einfachheit, die auf dem Einklang mit den Unscheinbaren beruht. Das Unscheinbare am Tao ist dessen gänzliche Undynamik, dessen Ferne zum Lärm, dessen Nähe zum Mühelosen [...]. Und die Gegenspieler dieser Weisheit sind so nicht nur die Narren und Toren, es sind vielmehr die Berserker, die rohen Tölpel, die beziehungslosen Ochsen im Porzellanladen des Wesens; gegen sie vor allem erhebt sich Vermittlung mit dem Tao. Dem entspricht nicht zuletzt der auffallende Primat des Weiblichen in Laotses Tao, seine Zartheit sowohl wie seine Mütterlichkeit.” Sachlich enthalte er „eine Feier des Lautlos-Waltenden, die eben nur durch das Bild der Mutter aussagbar war. [...] Das ist das Zentrum, von dem her Ruhe, Einklang, Einfachheit sich vom Flüchtig-Männischen abkehrten, als der Cholerik der Unweisheit.” Da trete etwas „in Tiefe hervor, was auch bei der Stoa sich in breiterer Oberfläche gezeigt hatte; der Demeterzug der dem Weisen homologen Physis. Auch der Zeus der Stoa zeigte auffallend matriarchalische Züge; wo Ruhe und Einklang geschehen, waltet eine mütterliche Kategorie, ohne sie hat die Weisheit bei der Stoa wie erst recht bei Laotse, dessen Tao die gleichnamige altchinesiche Muttergöttin durchaus aufnimmt, keinen Hintergrund. Ist dieser Hintergrund auch völlig mythologisch bezeichnet, noch bis in den Aufklärungsbegriff einer ›Mutter Natur‹, so enthält diese Art Mythologie doch ebenso eine Absage an alles, was nicht in vernünftige Einfachheit und Ordnung kommt.”
Schließlich:
Weisheit sei „der so unaufdringliche wie unvermeidliche Gesichtszug durchgebildeter, einheitlicher, auf Praxis bezogener Philosophie.” Weise müsse es geben, damit sie verhindern, „daß eine Bewegung routiniert und praktizistisch wird. Sie halten das Wissen in Bewegung.”
Hier ein paar Kostproben aus dem Aufsatz „Über den Begriff Weisheit”:
„Wird ein Kopf klug genannt, so meint das noch wenig. Das kann ein Lump sein [...]. Durchaus lassen sich kluge Betrüger finden, aber es hat noch nie einen weisen gegeben.”
Werde einer als weise bezeichnet, so gelte: „Eitles, Wendiges, gar zum Bösen Brauchbares hat dann keinen Platz, hier wird schlechthin vertraut. Ein Abstand, auch von sich selber, erscheint, fern geworden von ungeklärten Trieben, fliegenden Einfällen. Zum Dummkopf steht der Weise genau so wie der Kluge im Gegensatz, aber seine eigentlichen Gegenstücke sind der Narr und der Tor. Der Narr ist aufgeregt, in Läppisches vergafft und macht sich darum viel vergebliche Unruhe. Der Tor ist blind, an Sinnloses fixiert, schlägt sein Glück in den Wind und setzt beständig ein Vorurteil für das Urteil. Seit alters her hebt das Sprichwort der Völker den Weisen von beiden ab. Beide sind seine Folie, zeigen negativ: der homo sapiens in seiner positivsten Erscheinung ist weder eine Beute fahriger Triebe wie der Narr noch eitler Blindheit wie der Tor. Er steht über dem Nebel, so entsteht der gesättigte Eindruck von Ruhe und Licht.”
Aus dem Abschnitt „Tao und Einfachheit”:
„Unvergleichlich gibt Laotse der Weisheit jene kostbar-schlichte Einfachheit, die auf dem Einklang mit den Unscheinbaren beruht. Das Unscheinbare am Tao ist dessen gänzliche Undynamik, dessen Ferne zum Lärm, dessen Nähe zum Mühelosen [...]. Und die Gegenspieler dieser Weisheit sind so nicht nur die Narren und Toren, es sind vielmehr die Berserker, die rohen Tölpel, die beziehungslosen Ochsen im Porzellanladen des Wesens; gegen sie vor allem erhebt sich Vermittlung mit dem Tao. Dem entspricht nicht zuletzt der auffallende Primat des Weiblichen in Laotses Tao, seine Zartheit sowohl wie seine Mütterlichkeit.” Sachlich enthalte er „eine Feier des Lautlos-Waltenden, die eben nur durch das Bild der Mutter aussagbar war. [...] Das ist das Zentrum, von dem her Ruhe, Einklang, Einfachheit sich vom Flüchtig-Männischen abkehrten, als der Cholerik der Unweisheit.” Da trete etwas „in Tiefe hervor, was auch bei der Stoa sich in breiterer Oberfläche gezeigt hatte; der Demeterzug der dem Weisen homologen Physis. Auch der Zeus der Stoa zeigte auffallend matriarchalische Züge; wo Ruhe und Einklang geschehen, waltet eine mütterliche Kategorie, ohne sie hat die Weisheit bei der Stoa wie erst recht bei Laotse, dessen Tao die gleichnamige altchinesiche Muttergöttin durchaus aufnimmt, keinen Hintergrund. Ist dieser Hintergrund auch völlig mythologisch bezeichnet, noch bis in den Aufklärungsbegriff einer ›Mutter Natur‹, so enthält diese Art Mythologie doch ebenso eine Absage an alles, was nicht in vernünftige Einfachheit und Ordnung kommt.”
Schließlich:
Weisheit sei „der so unaufdringliche wie unvermeidliche Gesichtszug durchgebildeter, einheitlicher, auf Praxis bezogener Philosophie.” Weise müsse es geben, damit sie verhindern, „daß eine Bewegung routiniert und praktizistisch wird. Sie halten das Wissen in Bewegung.”
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