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Dr. Gerd B. Achenbach: Goethe - ein Meister unter den Lebenskönnern
Freitag-Vortrag vom 16. Dezember 2022
CD Nr. 617
CD Nr. 617
... während seine düstere Hellsicht die „Welt als großes Hospital” kommen sah
Goethe sah es kommen: Der „Fortschritt” - wie er unter Modernitätsbedingungen (miß-)verstanden werde - bringe im Volk eine diffuse Anspruchsmentalität und puerile Versorgungsbegehrlichkeit mit sich und zugleich in den Rängen der bevollmächtigten Volksaufseher die komplementäre Logik matriarchaler Wunschbedienung und Sicherheitsvorsorge als Staatsräson. So verkomme die Welt endlich zum „großen Hospital” und allgemeinen „Lazarett”, während sich der Staat als „humaner Krankenwärter” empfehle - was wiederum die Menschen immunologisch schwäche und andringenden Gefährdungen immer hilf- und schutzloser ausliefere. Infolge dessen breite sich unter den Betreuten schließlich das epidemische Empfinden aus, zur Ohnmacht verdammt zu sein.
Doch Goethes düstere Hellsicht - „ Ich sehe die Zeit kommen, wo Gott keine Freude mehr an der Menschheit hat und er abermals alles zusammenschlagen muß zu einer verjüngten Schöpfung. Ich bin gewiß, es ist alles danach angelegt, und es steht in der fernen Zukunft schon Zeit und Stunde fest, wann diese Verjüngungsepoche eintritt.” (zu Eckermann) -, die in ihrer Grandiosität allenfalls von Nietzsche noch übertroffen wurde - „Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel” -, ... Goethes beklemmende Skepsis behielt nicht das letzte Wort. Vielmehr verkörpert unser Olympier in Weimar ein Denken, dem die Welt gerade nicht abhanden kam.
Wie aber gelang es ihm, trotz so traurig stimmender Fundamental-Skepsis zugleich Maximen einer Lebenskönnerschaft zu entwickeln - in erster Linie für sich selbst -, die entschieden Mut machen, zu naturergebener Zuversichtlichkeit ermuntern und auf den „guten Gang der Dinge” vertrauen lassen?
Zitate:
Herder werde „gewiß den schönen Traumwunsch der Menschheit, daß es dereinst besser mit ihr werden möge, trefflich ausgeführt haben. Auch ... halt ich es für wahr, daß die Humanität endlich siegen wird, nur fürcht ich, daß zu gleicher Zeit die Welt ein großes Hospital und einer des andern humaner Krankenwärter werden wird.” (Goethe aus Rom am 8. Juni 1787 an Frau von Stein)
„Die Poeten schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von den Leiden und dem Jammer der Erde ... und unzufrieden, wie schon alle sind, hetzt einer den andern in noch größere Unzufriedenheit hinein. ... Aber die jetzige Generation fürchtet sich vor aller echten Kraft und nur bei der Schwäche ist es ihr gemütlich.” (zu Eckermann am 24. Sept. 1827)
Literatur:
Goethe, Sämtliche Werke [Hanser], Bd. 19. Gespräche mit Eckermann, und: Goethe, Briefe.
Manfred Osten, Die Welt, »ein großes Hospital«. Mit einem Nachwort von Peter Sloterdijk. Göttingen 2021.
Goethe sah es kommen: Der „Fortschritt” - wie er unter Modernitätsbedingungen (miß-)verstanden werde - bringe im Volk eine diffuse Anspruchsmentalität und puerile Versorgungsbegehrlichkeit mit sich und zugleich in den Rängen der bevollmächtigten Volksaufseher die komplementäre Logik matriarchaler Wunschbedienung und Sicherheitsvorsorge als Staatsräson. So verkomme die Welt endlich zum „großen Hospital” und allgemeinen „Lazarett”, während sich der Staat als „humaner Krankenwärter” empfehle - was wiederum die Menschen immunologisch schwäche und andringenden Gefährdungen immer hilf- und schutzloser ausliefere. Infolge dessen breite sich unter den Betreuten schließlich das epidemische Empfinden aus, zur Ohnmacht verdammt zu sein.
Doch Goethes düstere Hellsicht - „ Ich sehe die Zeit kommen, wo Gott keine Freude mehr an der Menschheit hat und er abermals alles zusammenschlagen muß zu einer verjüngten Schöpfung. Ich bin gewiß, es ist alles danach angelegt, und es steht in der fernen Zukunft schon Zeit und Stunde fest, wann diese Verjüngungsepoche eintritt.” (zu Eckermann) -, die in ihrer Grandiosität allenfalls von Nietzsche noch übertroffen wurde - „Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel” -, ... Goethes beklemmende Skepsis behielt nicht das letzte Wort. Vielmehr verkörpert unser Olympier in Weimar ein Denken, dem die Welt gerade nicht abhanden kam.
Wie aber gelang es ihm, trotz so traurig stimmender Fundamental-Skepsis zugleich Maximen einer Lebenskönnerschaft zu entwickeln - in erster Linie für sich selbst -, die entschieden Mut machen, zu naturergebener Zuversichtlichkeit ermuntern und auf den „guten Gang der Dinge” vertrauen lassen?
Zitate:
Herder werde „gewiß den schönen Traumwunsch der Menschheit, daß es dereinst besser mit ihr werden möge, trefflich ausgeführt haben. Auch ... halt ich es für wahr, daß die Humanität endlich siegen wird, nur fürcht ich, daß zu gleicher Zeit die Welt ein großes Hospital und einer des andern humaner Krankenwärter werden wird.” (Goethe aus Rom am 8. Juni 1787 an Frau von Stein)
„Die Poeten schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von den Leiden und dem Jammer der Erde ... und unzufrieden, wie schon alle sind, hetzt einer den andern in noch größere Unzufriedenheit hinein. ... Aber die jetzige Generation fürchtet sich vor aller echten Kraft und nur bei der Schwäche ist es ihr gemütlich.” (zu Eckermann am 24. Sept. 1827)
Literatur:
Goethe, Sämtliche Werke [Hanser], Bd. 19. Gespräche mit Eckermann, und: Goethe, Briefe.
Manfred Osten, Die Welt, »ein großes Hospital«. Mit einem Nachwort von Peter Sloterdijk. Göttingen 2021.
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