Der dritte und letzte Abend der Reihe „Dreierlei Ermunterungen zu einem unzeitgemäßen Leben”

Mein Vorschlag: Nennen wir die gute alte Gelassenheit, diese Lieblingstugend der Stoiker und anderer Gemütskontrolleure, einmal anders: nennen wir sie Güte. Dann bekommt die Sache einen anderen Schliff und es ist vorbei mit aller harmlosen Gemütlichkeit. Da ist etwa die ganz außerordentliche Fähigkeit gemeint, Unrecht auf sich sitzen zu lassen, womit - und jetzt tut sich der Graben auf, über den zu springen hätte, wer sich diese Haltung ernstlich erwerben wollte ... -, womit zugleich gesetzt wäre, die Prinzipien der Vergeltung und der Rache aufzugeben, also fähig zu sein, Böses nicht mit Bösen zu vergelten, sondern gar nicht zu vergelten. Ich könnte sagen: Es ist die Seelenstärke, sich von Bösem nicht anstecken zu lassen.

Zur ausführlichen Erläuterung der gesamten Reihe siehe "Dreierlei Ermunterung zu einem unzeitgemäßen Leben".