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Freitag, 14.06.2024, gegen 20:30 Uhr:
Dr. Gerd B. Achenbach:
Die Philosophische Praxis als paradigmatische Wendemarke
Was ich mir mit diesem Vortrag vorgenommen habe, läßt sich in geeigneter Form dem Vorwort entnehmen, das ich der in Kürze erscheinenden Koreanischen Übersetzung der „Philosophie der Philosophischen Praxis” vorausgeschickt habe.
Die Übersetzung oblag übrigens der vielen von uns vertrauten Frau Prof. Dr. Soung-Suk Nho, die wir im Rahmen des Absolvententreffens im Juli in der Villa Hartungen wiedertreffen werden.
Hier ein Auszug aus jenem Vorwort:
Vielleicht darf im Rückblick eine „Revolution” genannt werden, was ich mir vor nunmehr 43 Jahren, also 1981, mit der Ausrufung der Philosophischen Praxis als Erneuerung der Philosophie vorgenommen hatte: eine Re-volution im recht genauen Wortsinn, da die Grundlegung einer solchen praktizierten Philosophie, so neu und beispiellos sie auch auftrat, zugleich die Rückbesinnung auf die Anfänge des philosophischen Denkens überhaupt notwendig machte. Denn in Europa, im antiken Hellas allen voran, verstanden die frühen Philosophen unter Philosophie allenfalls in zweiter Linie das Streben nach „theoretischer” Erkenntnis, in erster Linie galt sie ihnen als Bemühung um das richtige Leben. Kurz: sie suchten Weisheit, nicht Wissen ‒ auch wenn Weisheit, Klugheit und Besonnenheit nicht den Unwissenden zufallen.
Daß diese Rückbesinnung, mit der sich zugleich eine Erneuerung der Philosophie ankündigte, außerdem die Möglichkeit eröffnete, Philosophie als Beruf auszuüben, unterstreicht die Bedeutung dieses Aufbruchs in noch unbestelltes Land.
Doch stimmt das? Ist das Angebot, für Menschen dazusein in ihrer Not, mit ihren Problemen, Sorgen, Ängsten womöglich, ihrem Kummer, ihren Verlusten, Zweifeln, Fragen, ihren oft erbärmlichen Lebensbilanzen, für Menschen ohne Hoffnung, ohne Zuversicht und solche, die „sich selber verloren haben”, für solche, die nicht weiterwissen und solche, die, schlimmer noch, nicht weiter wollen ‒ ist die jetzt möglich gewordene Bereitschaft des Philosophen, für solche Menschen dazusein, ihnen zuzuhören, beizustehen und mit ihnen zunächst nach Auswegen, vielleicht nach „Rettungswegen” zu suchen, letztlich allerdings nach Pfaden, auf denen sie ihre höchst individuelle Bestimmung finden ... ‒, ist dies tatsächlich der Aufbruch in „unbestelltes” Gelände? Wird dies alles nicht seit einem guten Jahrhundert von zahlreichen psychologischen Therapien bewirtschaftet, ganz abgesehen von dem Getummel, das auf dem Markt der Esoterik seine Dienste anbietet?
Ja und Nein. „Ja” müßte es heißen, schickte sich die Philosophische Praxis an, sich als eine neue, vielleicht „neuartige” Therapie in die bunte Reihe professioneller Helfer einzureihen, vielleicht unter Hinweis auf einige unterscheidende Spezifika und Besonderheiten, die mit der Philosophie als „Zutat” sozusagen ins Spiel gebracht würden. Doch eben das wäre ein gründliches Mißverständnis der Philosophischen Praxis, die so weit unter ihrem Niveau taxiert würde.
Vielmehr muß jene Frage entschieden mit „Nein” beantwortet werden: Denn tatsächlich beansprucht die Philosophische Praxis keineswegs, eine neue, nur „andere Therapie” zu sein, sie ist vielmehr die erste wirkliche Alternative zu den Therapien. Als solche verkündet sie das post-therapeutische Zeitalter.
Dort, in diesem „Danach”, wird den Menschen die Seele zurückerstattet werden, die man ihnen gegen den „psychischen Apparat” eingetauscht hatte, was den homo psychologicus zum erklärungsbedürftigen Tier degradierte, zum gesetzeskonformen Reiz-Reaktions-Komplex. Man hatte nicht verstanden, daß jede „Wissenschaft” des Menschen ihn seiner Würde beraubt, ihn zum „Objekt”, zum beobachteten „Ding” herabsetzt, mit einem Wort: ihn nicht ernst nimmt.
Solcher ‒ noch unbegriffenen ‒ Herabwürdigung des Menschen setzt die Philosophische Praxis seine Würdigung als eines einsichtsfähigen, zurechenbaren, vernünftig-vernehmenden, zur Freiheit bestimmten Wesens entgegen, womit sie ihn ernst nimmt.
Um für diesmal einen etwas plakativen Tonfall nicht zu scheuen: Die Menschen, die an ihrer „Psyche” herumlaborierten, die sich mit sich beschäftigten und so nicht selten in sich selbst „dingfest” machten, heben in der Praxis des Philosophen ihre Augen auf, und eine Welt öffnet sich vor ihnen, die zu verstehen ihnen aufgetragen ist, denn ohne Verständnis des Weltlaufs, unserer Geschichte und Herkunft, der Verfassung unserer Lebenswelt ‒ ja, um dies heikle Thema im Tonfall der Poesie zu salvieren: ohne Ahnung dessen, was uns „von oben” angeht und „von unten” bedrängt, verfehlen wir das Leben, das uns möglich wäre.
Das nun glücklicherweise auch koreanisch vorliegende Buch, übersetzt nicht nur von einer sprachkundigen, sondern sachkundigen Philosophin und philosophischen Praktikerin selbst ‒ sie und der Autor verbindet eine jahrelange gemeinsame Arbeit am Projekt der Philosophischen Praxis ‒, wird allen an ernsthaftem Philosophieren Interessierten in Asien zum ersten Mal einen Blick in die Gründungsakten dieser Erneuerung der Philosophie erlauben und damit das Verständnis dafür fördern, inwiefern in diesem Buch behauptet werden darf: die Philosophische Praxis sei der „Ernstfall der Philosophie”. [...]
Für die Philosophische Praxis, zweifellos zunächst ein westliches, europäisches, recht eigentlich sogar „deutsches Kind” ist zu hoffen, ihre Begegnung mit dem Geist und der Tradition Asiens werde sie „in andere Umstände” bringen. Dann werde ich, um mit einem Bekenntnis zu schließen, dies neue Kind mit väterlicher Freude empfangen und herzen.
Anmerkung: Die Philosophische Praxis macht aus der Philosophie eine „Herzensangelegenheit”.
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