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Die GPP lädt ein zur diesjährigen Herbst-Akademie im Südtiroler Ultental:


Eine Woche im „Haus der Philosophischen Praxis”, der Villa Hartungen:

    Schlendern in der frischen Bergluft,
    nach Herzenslust stöbern in den Bibliotheks-Räumen,
    entspannte Gespräche am Abend
    und im Seminar gemeinsam mit anderen ...

Thomas Manns allseits verschrieenes »Skandalbuch« -
            die „Betrachtungen eines Unpolitischen”


    kennenlernen.

Von Samstag, dem 18. Oktober, bis Samstag, den 25. Oktober 2025



Hermann Kurzke, der Herausgeber der „Betrachtungen” im Rahmen der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe, über das Werk:
          „Nirgends sonst hat Thomas Mann sich intensiver ausformuliert.
          Dieses Buch ist und bleibt sein theoretisches Hauptwerk”,
          das man mit Gewinn lese, sofern
          „man die Scheuklappen der politischen Korrektheit ablegt”.

Zu unserer Herbst-Akademie:

Diese Seminarwoche im goldenen Herbst, hier bei uns im Paradies, wird nicht nur „Arbeit” bedeuten, sondern es sollen zugleich Tage der Erholung und bleibenden Erlebnisse werden.
Es wird freie Zeit genug sein, über den „Ultener Höfeweg” zu schlendern ‒ er führt unmittelbar an unserem Haus vorbei! ‒, morgens empfiehlt sich ein Gang zu dem nur 200 Meter entfernten Wasserfall; mittags gehen (oder fahren) wir zu einer nahegelegenen Jausenstation, um dort zu essen; in der ausgedehnten Mittagszeit ist reichlich Gelegenheit, nach Herzenslust in unseren Bibliotheks-Räumen zu stöbern, und natürlich wird es gemütliche Abendunterhaltungen geben: sei es eine interessante Gesprächsrunde, vielleicht ein Film oder auf Wunsch der Vortrag einiger ausgewählter Abschnitte aus dem Werk, das uns beschäftigt, den „Betrachtungen”. Es ist Thomas Manns einzigartig gediegene Prosa ohne Zweifel ein subtiler Hörgenuß und sinnenfrohes Erlebnis.

Es wird außerdem einen Tagesausflug nach Meran geben ‒ ein besonderes Erlebnis im Herbst! ‒ wo wir durch die berühmte Laubengasse flanieren und über den einzigartigen „Tappeiner-Weg” spazieren, der oberhalb von Meran durch die Weinberge verläuft und eine beispiellose botanische Vielfalt aufweist.

Zum Inhalt, sofern wir „arbeiten” ...

Unser Vorhaben „Herbst-Akademie” anzukündigen wäre gewiß auch und ebenso der Titel geeignet:

      „Thomas Mann ‒ der politisch Unpolitische”

Allerdings könnte dann der Verdacht aufkommen, mit der paradoxen Titelzeile solle nichts als billige Aufmerksamkeit eingeheimst werden. Doch da werde ich entschieden widersprechen. Nein, sage ich, sondern diese so bewußt wie verantwortungsvoll gewählte Kompilation der beiden Worte „politisch” und „unpolitisch” trifft wie die Spitze des Pfeils mitten ins Schwarze, denn eben das ist die Besonderheit und das vorzüglich Beachtliche an diesem wohl bedeutendsten Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts, sofern er sich zu „politischen” Fragen äußerte ‒ und Thomas Mann hat sich viel, sehr viel sogar zum Politischen geäußert: Von den furios hin- und heruntergeschriebenen „Betrachtungen eines Unpolitischen”, seinem beinahe unisono verschrieenen Schriftstellererzeugnis während des 1. Weltkriegs, bis zu den großmeisterlich abgewogenen Einlassungen des Nobelpreisträgers und „besseren Deutschen”, der nach dem 2. Großkrieg beispiellos versöhnliche Worte fand, womit er seinen deutschen Landsleuten Wege zu einer klugen Erinnerungskultur aufzutun gedachte, die freilich teils nicht verstanden, teils wohl sogar absichtsvoll ignoriert wurden, und zwar entschieden zu unserem Schaden.

Stets hat Thomas Mann bei alledem darauf bestanden, als „Unpolitischer” zur Politik Stellung zu beziehen ‒ so wie seine favorisierten Gewährsleute: Goethe, Schopenhauer und Nietzsche ‒ , also von einem Standpunkt größtmöglicher Distanz aus; einer Distanz sowohl dem politischen „Betrieb” als auch und erst recht den politischen Erregungszuständen gegenüber, wenn sich wieder einmal die Straßen mit Überzeugungstätern füllen.

Laden wir am besten ihn selbst als Zeugen dazu ein. In seinen „Betrachtungen” heißt es:

Mein Verhältnis zur Politik ist auf gut deutsche Art ein Unverhältnis. ... Ich meine ... nicht, daß die Bestimmung des Menschen im Staatlich-Gesellschaftlichen aufgehe, sondern ich finde diese Meinung sogar abstoßend inhuman; ich meine, daß wichtigste Teile des Menschengeistes: Religion, Philosophie, Kunst, Dichtung, Wissenschaft neben, über, außer dem Staate und oft genug gegen ihn existieren; jede Verwendung und Verwendbarkeit dieser Organe des Menschengeistes als Staatsorgan, jede offizielle, uniformierte und reglementierte Geistigkeit also, scheint mir die Ironie herauszufordern; ... nie hatte ich für meine Person gern mit dem Staate zu schaffen, meine Empfindungen für ihn waren von jeher so liederlich lau und individualistisch undevot wie möglich; ich war ein unpolitischer Mensch.

Er „war” es nicht nur, er blieb es, und eben deshalb haben seine Auslassungen zur Politik und zum Politischen Gewicht: mitten im Gesinnungsdisput und unter den politischen Schreihälsen verwahrte er sich dagegen, „Partei” zu nehmen ‒ mehr noch: er verabscheute das „Parteinehmen” in toto.

Gegen den ersten ‒ und wie immer oberflächlichen ‒ Anschein gilt dies übrigens auch ‒ wenngleich in subtiler Tarnung und im Modus eingeständiger Selbstverleugnung ‒ für seine heute so gern vorgezeigten BBC-Rundfunkbeiträge „Deutsche Hörer!”. Die Feuilletonistenfreude darüber, da habe der große Mann endlich einmal seine steife Reserviertheit und ironische Vorbehaltlichkeit abgelegt und „Tacheles” geredet, verdankt sich lediglich der Blickeintrübung, die den gesinnungsstarken Zeitgenossen hilft, in der Spur zu bleiben.

So schrieb anläßlich von Manns 150ten Geburtstag ein Rezensent der Neuen Züricher Zeitung offenkundig mit tiefenberuhigter Zufriedenheit, Thomas Mann habe höchst selbst von seinen monatlichen Rundfunkansprachen an die „deutschen Hörer” gesagt: während er mit seiner rechten Hand an seinem Roman arbeite ‒ also am „Doktor Faustus” ‒, werfe er „mit der linken unermüdlich Steine in Hitlers Fenster”. Da fragt sich doch: Wie kann man denn die feine, nein: bittere Ironie in dieser Selbstauskunft überhören? „Mit der linken ...” Und dann: Der Mensch, der gerade seine Rettung der hebräischen Bibel durch den Geist der griechischen abgeschlossen hatte („Joseph und seine Brüder”), sollte der mit diesem Bild nicht auf das Herrenwort angespielt haben: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein”?

Doch es kommt noch schöner: Derselbe Rezensent zitiert außerdem Manns Bekenntnis, wenn er als „Wanderprediger in Sachen Demokratie” unterwegs sei, identifiziere er sich mit dieser Rolle so, „wie ein guter Schauspieler sich mit der seinen identifiziert”.

Das wäre nun also das als vorbildlich gelobte „politische Engagement”? Nichts als Schauspielerei?

Es wäre schlimm, wenn’s anders wäre. Denn eben jene Haßpredigten, zu denen sich Thomas Mann in den schlimmen Jahren herabließ, waren weit unter seinem Niveau.
Doch in unserem Seminar werden diese Reden ohnehin dort bleiben, wohin sie gehören, in jenen finsteren Jahren, denen sie zugedacht waren.

Nein, was wir heute nötig haben, sind Thomas Manns „Betrachtungen” ‒ so wie seine „Betrachtungen” uns als seine unerschrockenen, zu jeglicher „Unkorrektheit” aufgelegten Leser. Selbstverständlich enthält sein „Kriegsbeitrag” so manches, was den besonderen Zeitläuften geschuldet war ‒ die europäischen Mächte hatten sich schließlich in einen großen, apokalyptisch anmutenden Krieg hineinziehen lassen ‒, doch wir werden zu unterscheiden wissen. Ganz abgesehen davon, daß uns die Vertrautheit mit Thomas Manns großem Essay hellhörig machen dürfte, wenn in diesen Tagen aus allen Ecken bellizistische Töne zu vernehmen sind und unser Skandalmacher vom Dienst, Michel Houellebecq, inzwischen die Ansicht vertritt, „der Westen” brauche womöglich mal wieder „einen guten Krieg” ... Da rufe ich dem Franzosen zu:

Der Friede, der höher ist als deine Vernunft, sei mit dir!

Doch zum Schluß: Wir werden nicht nur in den „Betrachtungen” lesen ‒ vorzüglich das letzte Kapitel: „Ironie und Radikalismus”, darin Manns „unpolitischer Konservativismus” Konturen erhält ‒, sondern mit besonderer Aufmerksamkeit vor allem jenen wirklich außerordentlichen Vortrag von 1945, „Deutschland und die Deutschen”, unmittelbar nach Kriegsende mehrfach in den USA gehalten, worin Mann endlich wieder ganz bei sich selbst war, als der Mann, der die „Selbstgerechtigkeit” einmal für „die eine Sünde” ausgab, „die nicht vergeben wird”.

Da heißt es denn auch im vertrauten Mannschen Tonfall der Versöhnung, die jüngere Geschichte Deutschlands führe „uns zu Gemüte: daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug. Das böse Deutschland, das ist das fehlgegangene gute, das Gute im Unglück, in Schuld und Untergang. Darum ist es für einen deutsch geborenen Geist auch so unmöglich, das böse, schuldbeladene Deutschland ganz zu verleugnen und zu erklären: »Ich bin das gute, das edle, das gerechte Deutschland im weißen Kleid, das böse überlasse ich euch zur Ausrottung.«” Denn, so der Schlußsatz dieses so tief anrührenden Vortrags:

Der Gnade, deren Deutschland so dringend bedarf, bedürfen wir alle.

Unsere Thomas Mann gewidmete Woche ‒ am 6. Juni jährte sich zum 150ten Male sein Geburtstag, heute, am 12. August, jährt sich sein Todestag zum 70ten Mal ‒ wird sich thematisch schließen lassen, indem ich einiges über jenen Roman berichte, der die tragische Geschichte Deutschlands in dem eben vernommenen Sinn ausbreitete und dem Verständnis, ja Erbarmen empfahl: den „Doktor Faustus”.


Alles Technische und Organisatorische - Kosten, die An- und Abreise betreffend, sonstige Konditionen usw. - siehe hier.

Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts. Ich lehne mich instinktiv nach links,
wenn der Kahn rechts zu kentern droht, – und umgekehrt.
  (Thomas Mann)
 




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„Manche Wunden heilen,    ohne Narben zurückzulassen.”
Über Nachsicht,
Vergeben und Verzeihen
und die Gnade des Vergessens

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